1
Okt
2009

Auf den Spuren

von Martin Heidegger, einem der bekanntesten Philosophen des 20. Jahrhunderts.

Herbstliche Impressionen auf dem Martin-Heidegger-Panoramaweg rund um Todtnauberg



Start des *Martin-Heidegger-Rundwegs* ist der Wanderparkplatz am "Radschert" oberhalb der Jugendherberge. Von hier
geht es leicht bergan zum Jakobuskreuz, danach weitgehend eben ostwärts, mit einem Abstecher zu Heideggers Hütte.
Dann in südlicher Richtung über "Mittelköpfle" und "Rütteberg" zur Fatimakapelle, von hier geht es dann runter zum Ortsteil
Rütte und wieder hoch zum Startpunkt. Der Weg wird zurecht auch als Panoramaweg bezeichnet.




Nach Todtnauberg kam Heidegger auf Anregung seiner Frau Elfride, die den Ort von einem Skiurlaub kannte.
Er war fasziniert von der Ruhe und Einsamkeit des Bergdorfes. Das Leben der Bauern stellte einen nötigen
Gegensatz zum akademischen Leben in Freiburg dar.




Die Genügsamkeit und das einfache Leben der Leute hatte etwas Urwüchsiges und Ursprüngliches. Es kam
seiner Philosophie vom Sein nahe.





Immer wieder Wegweiser


Das Jakobuskreuz
Das Kreuz auf dem Radschert oberhalb von Todtnauberg ist ein Hinweis für den pilgernden Menschen: "Der Weg ist
schon das Ziel". Es wurde 1988 zum Gedenken an die Jakobuspilger nach Santiago de Compostella errichtet.



Die Stille, die intakte Natur und die frische, klare Luft ließen Martin Heidegger Denken und Schreiben.



Er verbrachte viel Zeit in Todtnauberg - mit seiner Familie, zum Arbeiten, mit Studenten



und Gelehrten aus vielen Bereichen.



Auf diesem schmalen, verschlungenen Pfad wird schließlich seine Hütte erreicht.




Bildquelle

Blick auf Heideggers Hütte oberhalb von Rütte, Todtnauberg. Hier
schrieb er den Großteil von "Sein und Zeit".




Seit dem Jahr 1922 besitzt die Familie H. eine einfache Hütte oberhalb des Todtnauberger Ortsteils Rütte.
Mit ihren letzten Ersparnissen kaufte Elfride Heidegger einem Bauern ein Grundstück ab und ließ, nach eigenen
Plänen die Hütte errichten. Sie wollte ihrem Mann damit einen stillen Ort zum Arbeiten und Denken schaffen.
Die Hütte wurde am 9. August 1922 bezogen. Das schlichte Äußere lässt auf das Innere schließen: Die
spartanische Einrichtung ist bis heute unverändert. Der modernste Gegenstand ist ein kleines Radio, das sich
Heidegger 1962 anschaffte, um Nachrichten über die Kuba-Krise zu hören.




Quellwasser wurde und wird aus dem nahegelegenen Brunnen geschöpft. In den ersten Jahren gab es keinen
Strom. Zu einem Stromanschluss kamen die Heideggers 1931, als Martin Heidegger ein besser bezahltes
Stellenangebot der Universität Berlin erhielt. Seine Frau Elfride erbat von der Badischen Regierung die Kosten-
übernahme für das Verlegen einer Stromleitung zur Hütte als Ausgleich dafür, dass ihr Mann - zu schlechteren
Bedingungen - in Freiburg blieb.




Die Familie verbrachte einen Großteil des Jahres auf der Hütte. Elfride Heidegger, Lehrerin und Volkswirtin,
unterrichtete die Kinder selbst. Sohn Jörg besuchte im Frühjahr und Sommer 1926 die Grundschule in
Todtnauberg, während Hermann als "Hirtenjunge" den Bauern half.




Da die Söhne oft zu laut waren, mietete Heidegger ein Zimmer im "Altenteil" des Bühlhof unterhalb der Hütte.
Er brauchte die Ruhe zum Schreiben.
Martin Heidegger pflegte gute Beziehungen zu den Bewohnern des Ortsteils Rütte. Zu seinem Geburtstag lud er
oft die Frauen von Rütte zum Kaffee ein. Die Männer waren zu dieser Zeit noch im Wald oder auf den Feldern
beschäftigt.
Natürlich interessierten sich die Todtnauberger auch für die Arbeit ihres berühmten Mitbewohners. Folglich gab
Martin Heidegger einigen seiner Nachbarn jeweils ein Exemplar von Sein und Zeit zum Lesen. Auf die Frage, was
sie denn davon halten, gab es die einheitliche Antwort: "Versucht zu lesen, haben wir’s schon, aber das versteht
man ja nicht."
Es war diese Einfachheit und Ehrlichkeit der Menschen hier oben, die Martin Heidegger so schätzte und die sein
Denken mitbeeinflussten.

Weshalb die Hütte kein Museum ist:

Martin Heidegger hat zwei Söhne, eine Pflegetochter, 14 Enkel und bis im Jahr 2002 einundzwanzig Urenkel. Die
Hütte ist nach wie vor im Besitz der Familie Heidegger und wird von ihr privat genutzt. Sie kann nicht besichtigt
werden.



Bildquelle
Blick von Heideggers Hütte über das Todtnauer Land

"Wenn in den Winternächten Schneestürme
An der Hütte zerren und eines Morgens die
Landschaft in ihr Verschneites gestellt ist."

(Martin Heidegger)



Einsamkeit

Mattgrünes Licht schwimmt um die Bücher,
Engel breiten draußen Leinentücher.
Es schneit.
Im Ofen tummelt ein Summen, ein Knistern,
Tiktakuhr schläft. Die Winde flüstern.
Es schneit.
Erinnerung stirbt. Die Welt steht still.
Ich fühl, wie Gottesliebe aufflammen will –
Es schneit.

Martin Heidegger
(aus Band. 16 der Gesamtausgabe)



Und weiter geht es auf dem Rundweg mit seinen reizvollen Aussichten hinunter ins Tal...



Wälder lagern
Bäche stürzen
Felsen dauern
Regen rinnt

Fluren warten
Brunnen quellen
Winde wohnen
Segen rinnt

(Martin Heidegger)



Die Fatimakapelle





"Wer groß denkt, muss groß irren." (Martin Heidegger)







Nicht mehr allzu weit entfernt tauchen bereits die ersten Häuser von Todtnauberg auf,



und am Ende des Weges dieser kleine Abschiedsgruß ;-)


Eine Übersichtskarte über den 5,5 Kilometer langen Panoramaweg

Näheres ist auch HIER zu finden.
Die Texte über Martin Heidegger sind den Schautafeln entnommen.
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