5
Jan
2010

Sisyphos

"Und weiter sah ich den Sisyphos in gewaltigen Schmerzen: wie er mit beiden Armen einen Felsblock, einen ungeheuren, fortschaffen wollte. Ja, und mit Händen und Füßen stemmend, stieß er den Block hinauf auf einen Hügel. Doch wenn er ihn über die Kuppe werfen wollte, so drehte ihn das Übergewicht zurück: von neuem rollte dann der Block, der schamlose, ins Feld hinunter. Er aber stieß ihn immer wieder zurück, sich anspannend, und es rann der Schweiß ihm von den Gliedern, und der Staub erhob sich über sein Haupt hinaus." – Homer: Odyssee 11. Gesang, 593–600. Übersetzung Wolfgang Schadewaldt
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Glücklich, obwohl das Werk trotz noch so großer Mühe nie gelingen wird? Wie hat Camus das wohl gemeint?

"Albert Camus meint, dadurch, dass Sisyphos auf alles verzichte, was jenseits seiner unmittelbaren Erfahrung liegt, und aufhöre, nach tieferem Sinn und Inhalt zu suchen, triumphiere er." (Brian Greene)

In einer Zeit, in der fast alles auf Erfolg und Gewinnmaximierung ausgerichtet ist, mag die scheinbar sinnlose Tätigkeit eines Sisyhos seltsam anmuten. Doch leben es uns nicht zuletzt japanische Zen-Mönche vor, die u.a. täglich stundenlang damit beschäftigt sind, ihre *Trockengärten* aus Kies und Sand zu harken bzw. diese mit einem Rechen völlig akkurat mit verschiedenen Linienmustern zu versehen?
Diese Tätigkeit, so heißt es, diene ausschließlich der Meditation, dem Ordnen der Gedanken und der ungeteilten Aufmerksamkeit auf das, was gerade getan wird. - Ruhe und Entspannung, ja sogar Glücksgefühle können sich somit einstellen.

So betrachtet, lässt sich dann auch die Aussage von Albert Camus nachvollziehen, dass Sisyphos, auch wenn er kein japanischer Zen-Mönch war, ein glücklicher Mensch gewesen sein muss. Es kommt letztlich bei allem Tun auf die innere Einstellung an. Wie heißt es doch so schön: *Der Weg ist das Ziel!* ;-)
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Japanischer Zengarten in Kyoto
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