10
Apr
2009

Karfreitag

BILD0060_bearbeitet-1

Vor etlichen Jahren begegnete ich einem Nachbarn im Treppenhaus,
der sich gerade mit einem kleinen Karton voller Bücher auf dem Weg
zum Müllcontainer befand.
Von mir darauf angesprochen, ob er auch so eine Leseratte sei wie
ich, offenbarte er mir seine nun "verschmähten Schätze". Mein
Blick fiel auf ein altes, in Leder gebundenes Büchlein mit dem Titel:
"Leben und Lehr unseres Herrn Jesu Christi"
aus dem Jahre 1724. Auf meine Bemerkung, dass so etwas doch
viel besser in den Händen eines Liebhabers alter Bücher als
in der Mülltonne aufgehoben wäre, nahm er es mit einem kleinen
Augenzwinkern aus dem Karton heraus und reichte es mir mit den
Worten: "Gut, dann nehmen Sie es, bevor es endgültig von der
Tonne verschluckt wird".

Und der sichtbare Beweis, dass ich dieses Angebot nicht abgelehnt
habe, ist ja oben gegeben... ;-)

Nun möchte ich gerne, trotz der alten Sprachform (Frühneuhochdeutsch?)
ein paar darin stehende Worte über den Karfreitag hier veröffentlichen:

Charfreitag - Betrachtung von JEsu dem Gecreutzigten.

Erwege die Schmertzen Christi. (I.) Die er an seinem Leib erlitten. (Psal. 21)
Sie haben meine Händ und meine Füß durchgraben/und alle mein Gebein
gequelet. (Isa. 1) Von der Fußsohlen an biß auffs Haupt ist nichts
gesundes an ihm. (II.) An seiner Seel auß eigener Verachtung (Ps. 34)
Sie haben mich schmählich verspottet. (Threnor). (III.) Allem Volck bin ich
ein Gespött/und den gantzen Tag ihr Liedlein. Auß der Schand/dass er
zwischen zween Mördern gecreutziget. (Isa. 53) Und er ist unter die
Boßhaffte gezehlet. Auß Mangel deren/die mit ihm ein Mitleiden trugen/
oder ihn trösteten. (Threnot I.) Er hat niemand unter allen seinen
Liebhaberen/die ihn trösteten; alle seine Freund haben ihn verachtet/
und seynd ihm Feind geworden. (Psal. 68). Ich erwartete/ob jemand
sich mit mir betrüben würde; aber es war niemand; und ob einer mich
trösten thäte/und ich fande keinen. Auß Undanckbarkeit der Menschen/
bei dero vielen sein Leiden wenig angelegt sein würde. (Psalm 29)
Was nutzet mein Blut? (Isa. 5) Was soll ich doch mehr gethan haben
an meinem Weingarten/das ich nicht gethan hab an ihm? Ich hab
gewartet/daß er Trauben brächte/er aber hat wilde Trauben gebracht.
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