Dichterisches

12
Aug
2009

Glück

Wenn ich beschreiben soll, was Glück sei,
dann sehe ich Bilder vor mir wie das
mit den beiden Schwänen,
die so gelassen miteinander im Wasser ruhen.



Ein gut Teil des Glücks liegt wohl in dem,
was wir einander geben können:
Ruhen, einander nahe sein,
einander wohl und sicher behüten.
Miteinander träumen
in der warmherzigen Phantasie,
in der Zartheit der Augen und der Hände,
die erspürt, was der andere sucht.
Im Spiel der Einfälle,
in dem die Ekstase und die Geduld eins sind.
Und in der Gewissheit, dass der andere da ist.

Und vielleicht geht von diesem Glück danach auch
ein wenig auf andere über,
die es vermissen und es doch so nötig brauchen.
Wo Glück ist, sind heilende Kräfte,
und vielleicht ist die gute, behütende Kraft,
die von glücklichen Menschen ausgeht,
am Ende der Sinn und die Bestimmung des Glücks.

Jörg Zink - Liebe ist ein Wort aus Licht

3
Aug
2009

Sommer



Der Sommerfaden

Da fliegt, als wir im Felde gehen,
Ein Sommerfaden über Land,
Ein leicht und licht Gespinst der Feen,
Und knüpft von mir zu ihr ein Band.
Ich nehm' ihn für ein günstig Zeichen,
Ein Zeichen, wie die Lieb' es braucht.
O Hoffnungen der Hoffnungsreichen,
Aus Duft gewebt, von Luft zerhaucht!

Ludwig Uhland

30
Jul
2009

Stoppelfeld

Irgendwie stimmen mich diese abgeernteten Getreidefelder immer etwas wehmütig.
Zeigt es doch, dass der Zenit des Sommers überschritten ist... ;-(

Bis ins 20. Jahrhundert hinein, haben die Kinder auf dem Land (Deutschland) - weil sie oft
nur ein Paar „Sonntagsschuhe“ besaßen und ansonsten nur mit Klompen oder barfuß liefen -
eine spezielle Lauftechnik auf Stoppelfeldern genutzt, bei der man die Füße immer nur soweit
anhob, dass sie nicht über die Stoppeln hinaus kamen und dadurch sich diese beim Laufen
umlegten und nicht mit ihren Enden in die Fußsohle stachen.
In Markgröningen gibt es heute noch den traditionellen Schäferlauf, bei dem nur echte Schäfer
und Schäferstöchter im Wettlauf barfuß über ein 400 Schritt langes Stoppelfeld rennen.
Ziel ist es, damit zu zeigen, dass man schneller als ein flüchtendes Schaf ist.
Aus: Wikipedia



Das Heu liegt tot am Wege

Das Heu liegt tot am Wege,
Wir gingen ohne zu sehen,
Und Amselsang im Gehege,
Wir hörten es kaum im Gehen.

Wir waren still wie Erde,
Wie zwei, die man begraben;
Unsere Seelen mit dunkler Gebärde
Durchzogen den Himmel wie Raben.

Max Dauthendey

21
Jul
2009

Zeit



Überlass es der Zeit

Erscheint dir etwas unerhört,
Bist du tiefsten Herzens empört,
Bäume nicht auf, versuchs nicht mit Streit,
Berühr es nicht, überlass es der Zeit.
Am ersten Tage wirst du feige dich schelten,
Am zweiten lässt du dein Schweigen schon gelten,
Am dritten hast du's überwunden;
Alles ist wichtig nur auf Stunden,
Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter,
Zeit ist Balsam und Friedensstifter.

Theodor Fontane

Sommer



Klingt im Wind ein Wiegenlied,

Sonne warm hernierdersieht;

Seine Ähren senkt das Korn;

Rote Beere schwillt am Dorn;

Schwer von Regen ist die Flur -

Junge Frau, was sinnst du nur?

Theodor Storm

15
Jul
2009

Stufen



Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse

8
Jul
2009

Keine Wolke stille hält...



Keine Wolke stille hält,
Wolken fliehn wie weiße Reiher;
keinen Weg kennt ihre Welt,
und der Wind, der ist ihr Freier.
Wind, der singt von fernen Meilen,
springt und kann die Lust nicht lassen,
einer Landstraß' nachzueilen,
Menschen um den Hals zu fassen.
Und das Herz singt auf zum Reigen,
schweigen kann nicht mehr die Brust;
Menschen werden wie die Geigen,
Geigen singen unbewußt.

Max Dauthendey

2
Jul
2009

Das Feuer will...



Das Feuer will gebären

Mohnblumen rot umgehen,
Wie Feuerfahnen wehen.
Es trutzt des Stieres Horn,
Voll Brand ist jeder Dorn.

Am Himmel wogt ein Blitzen,
Ein Zünden und Verheeren.
Das Feuer will sich mehren
Und will nicht stille sitzen.

Die schwülen Wolken schwären,
Die Wolken um sich schlagen,
Und Feuersbrünste ragen -
Das Feuer will gebären.

Max Dauthendey

24
Jun
2009

Mit dem Herzen

Nicht mit der Laterne,

mit dem Herzen

suche die Menschen,

denn der Liebe allein

öffnen die Menschen

ihre Herzen.

Rosegger

22
Jun
2009

Abend

Die Luft war stumm, die Vögel schliefen,
Nur die Wünsche, die tiefen, gingen noch um.
Wir sind zum Abendhimmel
auf den Berg gegangen,
Deine Wangen waren in Scham getaucht
und mit Feuer behangen.
Viel Blumen saßen um uns dicht beisammen,
Wie junge Schwüre, die mit uns
zum Himmel kamen.
Du hast mir deine Lippen wie Blut gegeben, -
O, zu kurz ist der Küsse seliges Leben!

Max Dauthendey

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